Fährverbindungen wie diese lassen sich gut in eine Reise mit und ohne Interrail einbauen ! Meistens , weil es einem einen großen Umweg erspart oder z.B. weil man schöne Landschaften vom Wasser aus sehen kann . Beides ist hier der Fall . Die Überfahrt bietet sich vor allen Dingen an , wenn man zum oder vom vom Baltikum weg reisen will . Aber auch die Fährfahrt an sich ist sehr entschleunigend und erholsam und bietet eine kurze Verschnaufpause zwischen den anstrengenden und langen Tagen in den Zügen oder vom Erkunden neuer Städte 🙂 !
Unsere gut 16 Stunden lange Überfahrt beginnt in Tallinn am neuen Fährterminal „Tallinn D-Terminal“ . Hier legen alle Tallink-Fähren nach Stockholm und Helsinki ab .
Fußpassagiere können ganz einfach am Self-Check-in einchecken . Das gilt nicht für Interrailer , denn diese müssen am Schalter zusätzlich ihren gültigen Interrailpass vorlegen . Der Schalter öffnet 90 Minuten vor Abfahrt , am Self-Check-in kann man aber auch früher einchecken . Wir haben uns auch dafür entschieden und bereits am Vormittag eingecheckt . In jedem Fall bekommt man dann eine Boardingcard , die als Ticket und Schlüssel zur Kabine gleichzeitig fungiert . Im Gegensatz zu vielen anderen Fähren wird auch gleich das gebuchte Frühstück o.ä. auf die Karte gedruckt .
Achtung : Wer am Schalter eincheckt , muss extra 5€ Gebühren pro Person zahlen !
Wir machen uns also nochmal auf in die Stadt , angebunden ist der Hafen per Bus und zukünftig auch mal mit der Straßenbahn . Die Haltestelle heißt „Reisisadama D-terminal“ .
Tipp : In Tallinn ist deine Kreditkarte dein Ticket für den Nahverkehr : Einfach die Karte an den ersten Leser vorne im Bus halten und schon hat man bezahlt ! Seine Verbindung kann man einfach auf transport.tallinn.ee nachschauen.

Man sollte die Zeit beim Stadtbummel aber nicht aus den Augen verlieren, denn 20 Minuten vor Abfahrt der Fähre schließt der Check-In und man kann nicht mehr boarden. Wenn man rechtzeitig da ist, geht man einfach durch ein Securitygate. Dazu wird einfach der QR-Code auf der Boardingcard gescann .
Abfahrt ist um 18:00 Uhr OESZ , Boarding ist in unserem Fall von 16:15 Uhr bis 17:40 Uhr.
Man sollte auch einplanen, dass es ca. acht Minuten dauert um von den Securitygates zum Schiff zu laufen.
Die Route wird zur Zeit und auch zukünftig nur von Tallink mit der “Baltic Queen“ betrieben.
Unmittelbar bevor man dann auf´s Schiff geht, werden die Boardingcards noch einmal von Tallinks Sicherheitspersonal manuell kontrolliert und mit dem Perso/Pass abgeglichen.
Man betritt und verlässt die Baltic Queen auf Deck 5. Wenn ihr das Schiff betreten habt, solltet ihr euch nicht auf die Fahrstühle verlassen, denn bei den Wartezeiten kann man drei mal hoch und runterlaufen! Wie im Hotel ist die erste Ziffer der Kabinennummer , das Deck auf dem sie sich befindet . (z.B. Kabine 8318 auf Deck 8).
Um schon mal vorab einen kleinen Überblick von der Fähre zu bekommen:

Während die Fähren Tallinn-Helsinki und Helsinki-Stockholm sehr nachgefragt sind , ist es zwischen Tallinn und Stockholm eher ruhig . Dadurch , dass nur eine Reederei (Tallink Silja Line) mit einem Schiff (Der Baltic Queen) die Strecke befährt ist die Fähre trotzdem recht gut gebucht ! Dadurch wird die Strecke nur aller zwei Tage bedient . Mir fällt auf , dass die Fähre bei Chinesen und Amis sehr beliebt zu sein scheint 🙂 .
Билеты
Man kann die Tickets einfach über die Tallink Webseite Tallink oder über unseren Link bei directferries.de kaufen
AffiliateLink directferries : Durch das Kaufen deiner Tickets über den Link unterstützt du Raildude/Rail.cc. So ermöglichst du Blogs wie diesen ! Der Preis bleibt für dich gleich 🙂 .
Tipp: Tallink bietet oft große Rabatte an , wenn möglich sollte man also auf die nächste Rabattaktion warten !
Die Preise sind dynamisch , also variieren stark nach Nachfrage und Zeitpunkt der Buchung . Wir haben 251,00€ für 3 Personen in einer Innenkabine mit Premium-Frühstück bezahlt , was ein guter Preis ist ! Es ist auch auch wichtig , zu erwähnen das Leute mit Platzangst eher eine Außenkabine buchen sollten , diese sind meist nur geringfügig teurer .
Interrail mit Tallink Silja
Tallink ist eine der wenigen Reedereien die Interrail „anerkennt“ und eine der ganz wenigen , die auch Rabatte auf Kabinen geben .
Bei der finnischen-estnischen Reederei gibt es aber bis zu 20% Rabatt , sogar auf A bis C-Klasse Kabinen . Ich würde trotzdem eher davon abraten : Wie gesagt bietet Tallink oft große Rabatte an , die meistens ähnlich hoch sind wie der Interrail-Rabatt . Beides zu kombinieren geht übrigens nicht ! Außerdem lässt sich dann soweit ich weiß der Self-Check-in nicht mehr nutzen , weil man nachweisen muss , dass man berechtigt ist . Man sollte hier also seinen Passtag eher sparen . Es ist aber dann sinnvoll wenn man eh den Passtag nutzen möchte .
Interrail-Rabatte: Abhängig von der Verfügbarkeit bis zu 20%. Weitere Bedingungen findest du hier:
Tipp für Fähren generell : Man zahlt in der Regel bei Fähren immer die ganze Kabine , unabhängig von der Anzahl der Passagiere . Für jeden weiteren Passagier fallen meistens nur noch die Umweltabgaben (EU-ETS) und gegebenenfalls Mahlzeiten bzw. WLAN-Gebühren an . Also mit je mehr Personen man reist , desto günstiger wird es pro Person .
Apropos WLAN – Das gibt es an Bord der Baltic Queen kostenlos , aber natürlich nur über Satellit , also mit max. 2,5 Mbit/s und sehr hohen Latenzzeiten (500-700ms) . Streaming mit bis zu 480p geht problemlos , aber man sollte sich seine Sachen trotzdem besser vorher herunterladen ! Ein eigenes Mobilfunknetz an Bord als Kostenfalle gibt es hier übrigens nicht .
Wer möchte kann auch auf der Fähre Abendessen , Mahlzeiten lassen lassen sich direkt bei der Buchung hinzufügen . Bei Online-Buchungen gibt es einen Rabatt . Hätte ich das gemacht , hätte ich allerdings den wunderschönen Sonnenuntergang über der (fast) wolkenlosen Ostsee nicht genießen können ….
Oben im Bild: die „Silja Simphony“ von Helsinki nach Stockholm. Da Helsinki direkt gegenüber von Tallinn ist , ist die Route der beiden Fähren mehr oder weniger gleich.
Da es nach Sonnenuntergang auf dem Deck recht kühl wird , entscheide ich mich ca. um 22:45 Uhr ins Bett zu gehen . Das frühe Aufstehen am nächsten Tag lohnt sich !
Während der Nacht legt die Fähre in Marienhamn , der Hauptstadt der finnischen , autonomen Insel Åland an . Ankuft ist aber 04:50 Uhr , deshalb denke ich das der Stop eher wegen der steuerlichen Vorteile gemacht wird . Åland gehört zwar zur EU und ist Mitglied des Schengen-Raums , aber ist nicht Teil der Steuerunion .
Wer sich die kleine Inselgruppe zwischen Finnland und Schweden angucken möchte , sollte lieber eine Tagfähre ab Turku oder Naantali in Finnland nehmen , ab Estland gibt es keine andere direkte Verbindung 🙁 .
Die Betten sind sehr bequem , von der Qualität her ungefähr zwischen der in einem Nachtzug und der in einem Hotel . Wobei das hier ja nicht die höchste Kabinenklasse ist . Aber meiner Meinung nach vollkommen ausreichend !
Frühstück
Auf solch kurzen Fähren ist das Frühstück eigentlich immer die einzige Mahlzeitenoption , die ich dazu buche , einfach weil es machmal seine Zeit dauert bis man dann an Land etwas zum Frühstücken findet . Aber wer möchte kann natürlich auch warten oder sich einfach selbst was kleines Mitnehmen !
Wichtig zu bedenken ist auch ob man überhaupt die Zeit hat , manche Reedereien bieten Frühstück erst ab einer Stunden vor Ankunft an . Auch auf kurzen Fähren die Bereits um 7 Uhr oder so ankommen würde ich es eher nicht empfehlen . Perfekt ist es wie hier , wo es bei einer 10 Uhr-Ankunft ab 07:30 Uhr schwedischer Zeit Frühstück gibt . Hier muss man immer die Bordzeit beachten !
Zum eigentlichen Frühstück : Es gibt die Auswahl zwischen zwei Buffets . Dem „normalen“ (bei der Buchung einfach als „Frühstück“ bezeichnet) und dem Premium-Buffet (bei Buchung als „Spezialfrühstück“ bezeichnet).
Wir haben uns aufgrund des kleinen Aufpreises fürs Spezialfrühstück enschieden , das 24 EUR pro Person kostet (ab 2025 kostet es 25 EUR) , Kinder zahlen nur 12,00 EUR (auch 2025) . Das normale Buffet kostet 19,50 EUR pro Person in 2025 und 9,50 EUR pro Kind .
Einfach ein gutes Buffet , aber was macht das ganze so „Special“ ? Es gab z.B am Eingang ein Glas Sekt , das Buffet würde ständig frisch ausgefüllt und man kann sich frische Omeletts à la carte bestellen (im Preis inklusive) . Außerdem sind nur sehr wenige Leute da , abwohl das ganze ausgebucht war ! Ich vermute das garnicht alle Plätze verkauft wurden , sondern nur ein kleiner Teil , damit man seine Ruhe hat . Das normale Buffet war nähmlich rammel voll ! Damit fand ich den Aufpreis von 5 EUR mehr als gerechtfertigt !
Nach dem Früstück hol ich mir schnell meine Jacke , weil die Einfahrt durch den Stockholmer Schärengarten sehr spektakulär ist ! Er ist so groß das die Fähre 4 Stunden braucht um ihn zu durchqueren ! Man kann also ab 05:30 Uhr bis zur Ankunft die kleinen Felsen aus der Eiszeit an sich vorbei ziehen lassen 🙂 . Hier die besten Fotos :
Schären sind kleine felsinge Inseln die sich nach der Eiszeit vor 10.000 Jahren u.a. in Skandinavien gebildet haben . Zusammen bilden die kleinen Inseln eine Gruppe , den Schärengarten . Der von Stockholm ist mit über 24.000 Inseln der zweitgrößte der Ostsee ! Unsere Fähre durchquert sie von Åland kommend , ca. viereinhalb Stunden .

Auf der Fahrt durch die Schären kommt man an der Festung Fredriksborg vorbei . Sie wurde 1735 erbaut um Stockholm gegen die Russen zu verteidigen zu können !

Ankuft im Hafen Stockholm Värtahamnen um ca. 10:30 Uhr MESZ (Wichtig Zeitumstellung : Estland OESZ -> +1Std. -> Schweden MESZ).
Auch wenn wir pünktlich ankommen muss das nicht so seinen , auf Fähren sind kleine Verspätungen bis zu 1 Stunde normal , das sollte man defintiv bedenken !
Außerdem müssen wir jetzt eh erstmal ein bisschen Warten , weil gerade natürlich jeder von der Fähre will und es nur eine Gangway gibt . Man sollte hier mit bis zu 30min extra rechnen .
Zwar sind beide Länder Schengen-Mitglieder , aber man muss trotzdem am Zoll mit Drogenspürhunden vorbei . Wenn man nicht zu viel günstigen Alkohol an Bord gekauft hat , sollte das aber kein Problem sein 🙂 !
Viele Wege führen ins Zentrum ...
Am schnellsten kommt man mit der U-Bahn (T-Bana) ins Zentrum . Die nächstgelegene Station ist „Gärdet“ der U-Bahn Linie 13 , zu der man vom Terminal ca. 17min laufen muss . Wir entscheiden uns aber für einen cooleren Weg um in das Zentrum zu kommen : Mit einer weiteren Fähre ! Um an den deren Anleger zu kommen müssen wir ca.17min durch ein Gewerbegebiet am Hafen laufen . Dann kommen wir am Verkehrsknotenpunkt „Ropsten“ raus . Hier enden viele Buslinien , die U-Bahn Linie 13 und die Fähren aus dem Zentrum . Außendem beginnt hier die Lidingöbanan (eine kleine Straßenbahn) die das Festland über eine große Brücke mit der Insel Lidingö verbindet . Auch sehr empfehlenswert !
Zu den Tickets für den Raum Stockholm : Ähnlich wie in Tallinn kann man in Stockholm sein Fahrpreis einfach an den Ticketlesern beim Einsteigen per Karte bezahlen . Das ist vor allen Dingen bei der Durchreise gut . Für längere Aufenthalte empfehle ich eine SL-Card zu nehmen . Die bekommt man an jeder U-Bahn Station (Ich weiß leider nicht mehr , ob sie kostenlos ist oder nicht ): ) . Sie lassen sich dann an U-Bahn Stationen oder über die SL-App mit Tickets „aufladen“ (im Englischen „top up“) . Wir haben bereits alle eine SL-Card und laden diese erstmal in der U-Bahn Station auf . Wenn man bereits eine SL-Card hat , kann man das auch aus Deutschland über die App machen . Die Tickets werden erst aktiviert , wenn man sie das erste Mal an einen Leser hält !

Alle U-Bahn Stationen in Stockholm sind mit Personal besetzt von dem man SL-Cards bekommen kann und auch Tickets für diese kaufen kann.
Der Fähranleger ist etwas versteckt neben der Brücke nach Lidingö . Hier fährt die Fähre 80 (Fähren der SL (Stockholmer Verkehrsbetriebe) = Pendelbåt) nach Nybroplan ab.
Die Fähre kommt ca.10min , bevor sie wieder zurück fährt von Nybroplan an.
Die Fähre fährt tagsüber immer 15′ und 45′ . Als eine der langsameren Verkehrmittel hier , braucht sie 56 Minuten bis Allmänna gränd und 01:05 Stunden bis Nybroplan . Da die Fähre hier endet können wir uns einen Platz auf dem oberen Deck sichern !
Die Fähre fährt nicht direkt zur Gamla stan , deswegen müssen wir in Allmänna gränd die Fähre wechseln . Ab hier müssen wir die Fähre 82 nach Slussen nehmen , welche 13′ , 28′ , 43′ und 58′ fährt .
Fazit
Fähren sind eine spannenden Abwechslung zu Zügen , welche sich in viele Trips einbauen lassen . Es bringt aber auch einige Nachteile mit sich , wie z.B. hohe Kosten , hoher Zeitaufwand (langsame Fahrt , Check-in und Boarding/Deboarding-Zeit) und eine schlechte Einbindung in Interrail . Dennoch hat diese Fahrt Lust auf mehr gemacht …
Es wird also in garnicht so langer Zeit mehr Blogs zum Thema Fähren geben !
Facts
Zeit : 16 Stunden
Länge : 399nm oder 739km
Schiff : Baltic Queen
Reederei : Tallink Silja
Kabinenklasse : B-Klasse (Kabinenpflicht)
Falls du noch eine Frage hast, kannst du sie gerne hier in den Kommentaren stellen! 🙂