Teil 2 von: Wie kommt man von Deutschland mit dem Zug aus zum Balaton?
Wie man von der ungarischen Hauptstadt zu (fast) allen Orten des Balatons kommt und was man beachten muss!

Ich wollte wissen , ob sich eine Umrundung des Balatons lohnt !?! Wie man den Balaton umrunden kann , ob sich das ganze lohnt und wie man generell an jedes Ufer des Balatons per Zug gelangen kann !
Zug eins: Budapest – Siofok – Keszethely

Direkt bei der Buchung zu beachten ist , dass Züge in Ungarn zwei Kategorien haben können . Ein Zug kann z.B. ein InterCity aber auch gleichzeitig ein Gy (Gyorsvonat) , oder ein Ex (Expressz) oder ein Sz (Szemelyvonat) sein . Die letzteren drei benutzen dabei i.d.R. Alte , unklimatisierte Halberstädter Mitteleinstiegswagen der Deutschen Reichsbahn aus den 70er Jahren . Bei den InterCitys kommen neuere , klimatisierte InterCity-Wagen zum Einsatz , welche auch über WLAN und Steckdosen verfügen . Manche der InterCitys auf den Routen am Balaton führen sogar einen Speisewagen mit ! Beide Teile (IC+Gy/Ex/Sz) werden dann hintereinander gehängt . Wer in den Urlaub fährt sollte bei den heißen ungarischen Temperaturen lieber den InterCity nehmen . Wir entscheiden uns Retro zu gehen , auch weil man bei den alten Wagen die Fenster öffnen kann -> Bessere Fotos !

Bei der Buchung werden beide Züge hintereinander aufgeführt , i.d.R. mit der gleichen Nummer , nur eben mit einem anderen Präfix.
In Budapest sollte man erstmal ein bisschen „Pufferzeit“ einplanen , eine ÖBB-Schaffnerin hat mir mal gesagt , „Die Züge die Verspätung haben , sind meistens aus Deutschland oder Ungarn.“ , was es auf den Punkt bringt . Ungarn hat eine noch schlechtere Infrastruktur als Deutschland ! Außerdem sollte man in Budapest beachten , dass es wie in Paris keinen Hauptbahnhof gibt , sondern mehrere große Bahnhöfe . Nämlich die Bahnhöfe Nyugati palyaudvar (für internationale Züge aus dem Norden) , Keleti palyaudvar (für internationale Züge aus dem Westen) und Deli palyaudvar (für internationale Züge Richtung Süden und nationale Schnellzüge) .
99% der Züge zum Balaton fahren ab dem Deli palyaudvar , welchen man z.B. mit der U-Bahn M2 erreichen kann . Im Gegensatz zu den anderen Bahnhöfen ist dieser nur ein hässlicher Betonklotz von 1975 . Nicht nur deswegen , sondern auch wegen seiner dezentralen Lage wird er hauptsächlich von nationalen Schnellzügen , Vorortzügen und ein zwei Zügen nach Slowenien und Kroatien bedient . Also auch eben fast alle Züge an den Balaton .
Vor jedem Gleis ist eine große Anzeigetafel , die alle Züge inkl. Zwischenhalte anzeigt die ab diesem Gleis abfahren.
Es fahren viele Züge an den Balaton , besonders im Sommer , doch es gibt eine Art „Hauptverbindung“ an 365 Tagen im Jahr . Stündlich zur Minute 35′ fährt ein Zug von Budapest-Deli nach Keszethely , also an der gesamten Südostseite des Balatons entlang . Unser Zug ist der 10:35 Uhr Ex 864 nach Keszethely . Mittlerweile heißt er aber Gy 864 , die Wagen sind aber gleich ! Neben dem Nahverkehrsteil des Zuges gibt es noch den besagten InterCity Teil . Während es im Ex/Gy nur zweite Klasse gibt , wird im IC auch eine 1.Kl angeboten . Alles mit WLAN , Steckdosen und Klimaanlage . Außerdem wird im Sommer bei diesen Zügen ein vollwertiger Speisewagen mitgeführt .
Mit ein paar Minuten Verspätung geht es rumpelnd übers Bahnhofsgelände in Richtung Budapest Kelenföld , dem viert-größten Bahnhof Budapests . In Kelenföld halten die Züge immer 7min nach ihrer Abfahrt in Deli . Weil Kelenföld ein Durchgangsbahnhof ist enden hier (fast) keine Züge . Viele halten aber trotzdem um Passagiere aus der Vorstadt aufzusammeln . Wenn man auf der Durchreise ist , kann man hier auch zur U-Bahn M3 zum Keleti palyaudvar umsteigen !

Jetzt geht es mit 120 km/h in Richtung Székesfehérvár!
Die Fahrt nach Székesfehérvár , die auch als die Stadt der Könige bezeichnet wird , dauert ca. 45 Minuten . Es wollen aber eher Leute einsteigen , die auch an den Balaton wollen ! Nach Székesfehérvár geht es auch schon an den Balaton . Aber davor trennen sich die beiden Strecken zur Nordwestseite des Balatons nach Balatonfüzfö und Balatonfüred und unsere zur Südostseite des Sees in Richtung Siofok und Fonyod .

Erster Halt am Balaton in Siófok um 11:55 Uhr.
Bis zur Partyhauptstadt Siófok braucht der Zug ungefähr 1 Stunde 20 Minuten, was nur etwas langsamer ist als mit dem Auto (1 Stunde 10 Minuten). Nach Siofok geht es weiter am Balaton entlang in Richtung Süden, durch viele Städte die mit „Balaton“ beginnen, wie z.B. Balatonszárszó oder Balatonfenyves. Besonders spannend ist die Fahrt aber leider nicht 🙁 , das komplette Ufer ist auf dieser Seite mit zwei Reihen Häusern zugebaut und nur selten von kleinen Parks unterbrochen. Im Prinzip ein langer dünner Ballungsraum am Ufer des Plattensees.

Stop am grünen Bahnhof von Balatonföldvár.
Nach einer weiteren halben Stunde grauer Neubauten kommt Fonyod , mit dem Abzweig der Strecke nach Kaposvár . Spätestens ab hier sollte man dann die Fenster öffnen , wenn man es nicht wegen der schwülen Temperaturen in Ungarn eh schon aufgemacht hat , denn kurz nach Fonyod kommt der schönste Abschnitt der Strecke !!!

Ankunft in Keszethely um 13:11 Uhr.

Auf dem Nachbargleis wartet eine „Brotbüchse“.
Um ehrlich zu sein sind fast drei Stunden in einem alten unklimatisierten Wagen von der DB schon echt brutal! Den Aufpreis würde ich definitiv bezahlen, unter dem deutschen Preisniveau liegt das allemal!
Keszethely ist am anderen Ende des Balatons von Budapest aus gesehen und außerdem mit ungefähr 19.000 Einwohnern auch die größte Stadt am Balaton . Bis der zweite Zug kommt den man für die Balatonumrundung braucht, dauert es aber noch ein bisschen! Deswegen entscheiden wir uns, mal kurz ans nahe Ufer des Balatons zu schlendern. 🙂

Nach einem traditionellen Lángos geht es wieder zurück zum Bahnhof, für den nächsten Zug …

Zum Glück ist die kleine Wartehalle gut klimatisiert.
Zug zwei: (Kaposvár - ) Keszethely - Tapolca ( - Györ)

Weiter geht es etwas ins Landesinnere nach Tapolca . Abseits vom Balaton fahren nur wenige Züge ! Zwischen Keszthely und Tapolca fährt nur der stündliche InterRegio „Helikon“ von Kaposvár nach Györ . Die Strecke ist außerdem nur eingleisig und nicht elektrifiziert . Aber erstmal muss man natürlich einsteigen …

Viele Bahnsteige an kleineren Bahnhöfen in Ungarn sind so schmal , dass das Gleis auf dem Boden steht weil kein Platz für ein ordentliches Schild ist 🙂 !
Und wie das nun mal an einem sonnigen Sommertag am Balaton so ist , war der kurze Dieselzug (Wen´s interessiert : ein 2-teiliger ex-DB Regio Siemens Desiro Classic Br 642/426) rappelvoll . Was wahrscheinlich auch der Grund war , das er 20 Minuten Verspätung hatte ! Also so voll , das der Schaffner fast nicht mehr mitgekommen wäre !!! Dresdner kennen das …. In gemächlichen Tempo geht es also ins nur 20km entfernte Tapolca , die Fahrt dauert also nicht lange , nur 28min . Wer diese Züge kennt weiß , das sie keine Klimaanlage haben , eine halbe Stunde in solch einem überfüllten Zug können da leicht zur Tortur werden !

Nicht nur äußerlich gleich: Bis auf die ungarische Zugsicherung und neue Trittbretter ist alles gleich!
Zug drei: Keszthely - Balatonfüred - Budapest

© 2025 Google / Bahnstrecke von Keszthely über Balatonfüred nach Budapest

Bahnreisen in Ungarn – Eine Zeitreise (Hier eine M41 von 1981)
Auch dieser Zug ist in einen „teureren“ und einen „billigeren“ Teil aufgeteilt . Wie schon vorher auch entscheiden wir uns für den billigeren mit den öffenbaren Fenstern .

Los geht die Fahrt zurück in die ungarische Hauptstadt, aber zuerst geht es wieder an den Balaton ….
Abfahrt mit dem Ex (Expressz) 19703 „Kék Hullám“ ist um 15:38 Uhr . Alle zwei Stunden fährt der Zug , allerdings während des Winters als Sz (Személyvonat) 9703 .
Die Strecke am nordwestlichen Balaton ist nicht elektrifiziert und in einem noch schlechteren Zustand , wobei sie allerdings derzeit elektrifiziert wird. Daher kann der Zug auch nur maximal 80km/h fahren.

Im Bahnhof wartet dann noch eine historische M61 (618 001-5) von 1963 auf grünes Licht:

Im nächsten größeren Ort Balatonfüred wird die Lok gewechselt, da die weitere Strecke schon elektrifiziert wurde. Hier steigen auch viele Leute ein, die nach Budapest wollen. Gewechselt wird zu einer ikonischen Br 431 aus den 70er Jahren. Sie ist immer noch das Rückrad des ungarischen Eisenbahnsystems und zieht noch einen Großteil der Züge!
Nach den letzten Kilometern am Balaton geht es wieder zurück in Richtung Székesfehérvár und weiter nach Budapest. Kurz vor Székesfehérvár mündet die Strecke dann wieder in die Hauptstrecke H-30 Nagykanizsa – Balatonszentgyörgy – Budapest ein, auf der auch der erste Zug von Budapest nach Keszthely fährt.
Und wieviel hat die spontane Balatonumrundung nun gekostet?
Die Fahrt von Budapest nach Keszthely hat ungerfähr 5€ p.P. gekostet. Rechnen sollte man aber eher mit 7-10€. Auch die Fahrt Keszthely – Tapolca – Budapest , die ich zusammen gekauft habe kostet nur 9-10€. Mittlerweile zahlt man das in Deutschland ja alleine für die Reservierung! Den entsprechenden Komfort bekommt man, aber es lässt sich ja auch für nur 1000-2000 ft (Forint), umgerechnet 2-4 EUR zum IC-Teil upgraden. Gekauft hab ich die Tickets direkt bei der MAV online (5% Rabatt gegenüber Schalter) auf https://rail.shop/mav
Um 18:45 Uhr fallen wir dann in Kelenföld aus dem Zug, der zum Ende hin noch sehr voll geworden ist. Wir sind nicht bis zur Endstation Deli gefahren, weil man ab Kelenföld direkt mit der grünen U-Bahn M4 zum Keleti palyaudvar fahren kann, wo viele Züge in Richtung Österreich und Deutschland abfahren… In unserem Fall der EuroNight EN 50462 „Kálmán Imre“ nach Stuttgart!
Fazit
Jede Ecke des Balatons ist günstig und schnell (im Vergleich zum Auto) erreichbar. Wer am Balaton eine schöne Zugstrecke sucht, wird am gering bevölkerten Nordufer fündig!
Statistik
Teil eins meiner Reise findest du hier.
Anregungen , Ideen oder Fragen gerne in die Kommentare 🙂 !
argon
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